Ein Pfingstwochenende mit Höhen und Tiefen (Grand Canyon du Verdon & Provence)

Wie im letzten Beitrag angekündigt (Haute-Provence) führte uns der Entdeckerdrang in den nächsten Nationalpark, den berühmten Grand Canyon du Verdon. Vorausschauend den Wetterbericht geprüft, fuhren wir nach La Palud sur Verdon. Wir wollten über die Pfingsttage die Verdonschlucht erwandern.


Die größte Lektion beim Reisen ist: Es kommt (fast) immer anders als geplant!

Bereits bei der Fahrt über die Alpen war ich von einer leichten Höhenangst geplagt. Jetzt hatte diese voll zugeschlagen. Laut Reiseführer hat sich der Fluss Verdon Jahrtausende lang bis zu 700 Meter tief in die Schlucht gegraben. Obwohl wir die sanftere westliche Anfahrt über den Stausee gewählt hatten, ging es einige hundert Höhenmeter hinauf.

Im Van war es, als schwebten wir direkt über dem Abgrund, der immer tiefer wurde, je höher wir die schmale Straße hochfuhren. Mein Bauchgefühl schrie danach am besten sofort umzudrehen. Nach einer Verschnaufpause bei einem geeigneten Haltepunkt wollten wir tatsächlich gerade kehrtmachen.

Plötzlich erschien ein großer Regenbogen über der Schlucht. Schlagartig wirkte die Szenerie nicht mehr bedrohlich durch die Tiefe. Die Farben und das Licht erzeugten eine mystische und geheimnisvolle Stimmung, die uns in Ihren Bann gezogen hat. Demnach waren uns jetzt sicher: Wir fahren doch weiter.

Am höchsten Punkt der Schlucht, in La Palud sur Verdon blieben wir im Camping Municipal. Es erinnerte an ein Pfandfinderlager. Das Dorf liegt eingebettet in das eindrucksvolle Bergmassiv rund um den Canyon und ist beliebte Basis für Steilwandkletterer. Wir machten Bekanntschaft mit einer französischen Powerfrau, die sich über 150 Meter abseilt, um dann wieder hinaufzuklettern. Da uns hingegen nicht einmal nach wandern in diese Tiefen war, hatten wir entsprechende Pläne vorerst auf Eis gelegt.

La Palud sur Verdon, Camping Municipal bei schönem Wetter

Im wahrsten Sinne des Wortes. Gegen Mittag wurde der Himmel schwarz. Blitze und gewaltige Donner kündigten ein Gewitter an. Im Hall der Schlucht klang es wie das Grollen aus einem Höllenschlund. Ein eiskalter Wind schloss sich direkt an. Aus dem Regen wurde Eis. Es hagelte über uns herein. Die Temperatur fiel schlagartig auf 5 Grad. Mit diesem Wetter hatte niemand gerechnet.  Tags davor auch nicht die modernen Wetter Apps. Der Sturm zog weiter. Die Stimmung war betrübt. Im Ort mussten die Bewohner das Eis von der Straße kehren. Die Kletterer froren vor Ihren Zelten und flüchteten am Abend in die örtliche Bar.

Wie gut, dass wir einen Van haben. Mit Heizung und Tee lässt es sich trotz schlechtem Wetters immer noch irgendwie gemütlich machen (wir hatten so etwas auch schon im Zelt erlebt).

 

Am Pfingstsamstag nutzten wir das kurze Schönwetter-Zeitfenster um eine Runde mit dem Rad zu drehen. Noch vor dem nächsten Regen machten wir uns wieder zur Rückfahrt auf. Der Grand Canyon hatte wirklich großen Eindruck bei uns hinterlassen. Wir waren aber froh wieder weg zu sein, als schon das nächste Gewitter im Anmarsch war.

 

Flower Power, Zigeunerwallfahrt und Flamingos

Das Schöne ist, mit dem Van sind wir flexibel! Wir sind vor der Schlechtwetterfront geflüchtet. Von 900 Höhenmeter auf Minus 12 Meter an einem Nachmittag. Die Landschaft wurde immer sanfter. Wir cruisten durch die Provence, mit Flower Power auf der Strecke und Flamingos im Flussdelta der Rhone, um den Sturm endlich hinter uns zu lassen. Überall blühten wilder Lavendel, Kornblumen und sogar die Dünenpflanzen. Eine herrliche Farbenpracht.

In Saintes-Maries-de-la-Mer, in der Carmague fanden wir unseren Stellplatz für die nächste Nacht: Ein Parkplatz am Meer, der wegen der vollen Campingplätze über Pfingsten von Wohnmobilisten in Beschlag genommen wurde. Außerdem war in der ganzen Stadt ein Zigeunertreffen im Gange: die Vorboten der Zigeunerwallfahrt kamen aus ganz Europa. Den Sturm, der über Südfrankreich tobte, betrachteten wir nur noch aus der Ferne.

 

Wir verbrachten noch einen schönen Feiertag mit Sonne am Meer. Neben Urlaubern mit Wohnmobilen, trafen im Laufe des Tages immer mehr Zigeuner ein, die bereits zur bevorstehenden Wallfahrt anreisten:

https://www.provence-netz.de/168/Veranstaltungen-Feste-Provence/Saintes-Maries-de-la-Mer-Zigeunerwallfahrt.html#

Da uns der Trubel doch etwas zu viel wurde und wir zudem Abreisestau vermeiden wollten, haben wir Abends der Provence Adieu gesagt.


Unsere Reise führte uns weiter die Rhone entlang, ins Languedoc. Der nächste Beitrag folgt.

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