Aragon – Hochebenen im Sandsteingebirge, Hochkultur in Zaragoza

Nach unserem kurzen Aufenthalt in Katalonien ging die Reise Mitte Juni weiter in die autonome Gemeinschaft Aragon, das ehemalige Königreich Aragon. Wir mussten an Geschichten von Römern, maurischen Eroberern, Kreuzrittern und Drachenjägern denken, als wir durch die beeindruckenden Landschaften fuhren. Da wir beide noch nie da waren, war es für uns eine Reise ins Unbekannte.


In den Pyrenäen war immer noch täglich Gewitter mit starken Regenfällen angesagt, daher haben wir uns auf den mittleren und südlichen Teil von Aragon konzentriert, wo das Wetter sommerlich war.

Mar de Aragon

Aragonien gehört zu den am dünnsten besiedelten Regionen Spaniens. Das haben wir sofort bemerkt, da wir bis auf einige LKW´s fast alleine auf der Landstraße waren. Die Fahrt führte uns zuerst zum größten Stausee der Region, dem Embalse de Mequinenza. Das „Mar de Aragon“ liegt in einer trockenen Hochebene. Der Kontrast zwischen den fruchtbaren Ufern des aufgestauten Flusses Ebro und der halbwüstenähnlichen Landschaft ist faszinierend. Das riesige, langgezogene fischreiche Gewässer ist ein Mekka für Fischer. Ansonsten sind eher wenig Menschen anzutreffen.

Nach einer Nacht in der Halbwüste, abseits der Landstrasse, passierten wir wahrlich verschlafene Dörfer am See. Hier gibt es in der Regel wenigstens einen Bäcker und eine Bar, wo so manche Hausfrauen nach dem Einkauf im kühlen Gastraum der Mittagshitze entfliehen. Bei laufendem Fernseher sitzen die Dorfbewohner auf einen Cafe oder ein kleines Bier zusammen.

Nach einem späten Frühstück sind wir nach Zaragoza aufgebrochen. Wir haben bewusst kleine Straßen entlang des Ebro Flusses gewählt, vorbeiführend an kuriosen Sandsteinformationen, die uns an Bilder amerikanischer Nationalparks erinnerten. Diese Weite konnten wir mit unserer Ausrüstung nicht per Bild festhalten, aber zumindest haben wir ein paar Ausblicke eingefangen.

Kurz vor Zaragoza ist das Land nach und nach dichter besiedelt. Erstaunlicherweise betreiben auch Störche Landflucht und siedeln vor den Toren der Stadt.

Geschichtsträchtige Studentenstadt mit Herz

Das entspannte und lebensfrohe Flair von Zaragoza hat uns sofort angesteckt. Mit seiner mittelalterlichen Brücke und der Basilika del Pinar sowie den vielen Cafes, Restaurants und Kneipen erinnert die Stadt irgendwie an Regensburg. Da es eine Studentenstadt ist, sind die Preise günstig und wir haben uns für 3 Nächte ein altstadtnahes Hostel gegönnt.

Glücklicherweise ist bis Mitte Juni die beste Zeit für einen Zaragoza Besuch: Die Temperaturen sind angenehm, es gibt viel Grün und die lauen Abende vertreiben sich die Menschen in den zahllosen Tappas Bars und Musikkneipen. Es gibt viel Kultur und Geschichte. Vom römischen Theater, maurischen Palast und christlichen Kirchen, bis hin zu modernen Expo Gebäuden und alternativen Kulturzentren.

Im besten Plattenladen der Stadt haben wir uns mit spanischer Flamenco- und Gypsymusik für unseren weiteren Roadtrip eindeckt. Der Besitzer ist eigentlich aus Barcelona, aber wegen der entspannten Atmosphäre vor einigen Jahren nach Zaragoza gezogen. Die Stadt ist vor allem auch fahrradfreundlich und so haben wir uns 3 Tage per Rad und zu Fuß durchs Geschehen treiben lassen. Immer dabei: Ganz viel Tappas.

Trotz dem guten Essen und den total freundlichen Hostelbetreibern, vermissten wir bald unsere Küche und das eigene Bett im Van. Also, wieder „on the road“, in die Provinz Teruel.

 

Auf der Hochebene – Autovia Mudéjar

Die Fahrt auf der Autovia Mudéjar ging weiter auf einer Hochebene, über 200 km fast immer um die 1000 Höhenmeter hoch, trotzdem in einer Talsenke, der Depresión Ibérica. Zu beiden Seiten der Autovia erstreckte sich das iberische Gebirge, das größtenteils im Süden Aragons liegt.

Die Mudejaren waren Muslime, die nach der christlichen Rückeroberung der maurischen Gebiete unter die Herrschaft der christlichen Königreiche in Spanien gekommen waren. Sie wurden nicht vertrieben und durften zwar ihre Religion weiter ausüben, mussten jedoch hart für das Königreich arbeiten und sich dem Christentum anpassen. Der Mudejar Baustil wurde von muslimischen Bauherren geprägt die ihre Werkstätten und Handwerkstraditionen beibehielten. Das Ergebnis war ein eigener, maurisch geprägter Baustil dem wir schon in Zaragoza im Palast der Aljafería begegneten.

Vor allem in der Provinz Teruel finden sich viele solche Bauwerke. Das kleine Städtchen Albarracin, früher Hauptstadt eines der Taifa-Reiche, konnte bis heute sein islamisches und mittelalterliches Flair bewahren. Die Altstadt wurde unter Denkmalschutz gestellt. Nicht nur wir besuchten das Städtchen als Sonntagsausflug. Auch scharenweise spanische Touristen kamen per Reisebus. Sehenswert ist auch die Umgebung in den Bergen, z.B. ein römisches Aquädukt das direkt in den Stein geschlagen wurde.

Die Landschaft erweckt zum Teil einen Urzeitlichen Eindruck. In der trockenen Landschaft gibt es immer wieder von der Erosion bearbeitete Sandsteinformationen aus versteinerten Sedimenten eines Urmeeres zu sehen. In der Provinz Teruel wurden viele fossile Funde gemacht, auch der größte europäische Saurier wurde hier ausgegraben:

https://www.zeit.de/2007/37/N-Dino-Spanien


Nach fast 300 km Hochebene ging es langsam bergab. Wir erreichten die Grenze zur autonomen Gemeinschaft Comunidad Valenciana, wo sich das iberische Gebirge zum Mittelmeer hin neigt. Die Regionen Valencia und Murcia folgen im nächsten Bericht.

 

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