Mit dieser Etappe begann der bisher beste Abschnitt der Reise: Andalusien – mein absolutes Lieblingsreiseziel seit über 25 Jahren! Mit dem Van die Küste entlang zu „bummeln“ war für uns beide neu und wir freuten uns total darauf. Langsam wurde es auch richtig heiß. Die nötige Abkühlung holten wir uns an den Traumstränden der „Costa de Almeria“.
Von einem Tankwart aus Murcia bekamen wir noch ein paar Tipps für die schönsten Strände zum Übernachten. Daraufhin blieben wir eine Woche direkt an der Grenze der Regionen Murcia/Andalusien.
Im Anschluss haben wir nochmal zwei Wochen Strandurlaub im Cabo de Gato, einem der ältesten Naturparks von Spanien, in der Region Almeria, verbracht.
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„Summertime, and the living is easy“
Während an den Stränden von Murcia das Übernachten im Wohnmobil lt. Schildern mit Geldstrafen bis zu 3000 € verboten ist, wird es in Andalusien an unbelebteren Strandabschnitten, die auch für den Wassersport gedacht sind, (noch) geduldet.

Wir sind in der Regel 2-3 Nächte mit unserem Van an einem Strand geblieben (immer zurückhaltend weiter hinten, die erste Reihe lassen wir natürlich den Spaniern da wir ja nur Gast sind). Die Guardia Civil fuhr täglich mit prüfendem Blick vorbei, sagte aber weiter nichts (nur Wohnanhänger und Zelt waren lt. Schild verboten). Wir hatten eine traumhafte Zeit: Täglich nach dem Frühstück direkt ins Meer, danach in die Hängematte zum Spanisch lernen und abends ein schöner Sonnenuntergang.
An einem Strand waren wir zuerst alleine. Am Wochenende kamen dann Scharen von Spaniern mit Wohnwägen, Zelten und Pavillons (trotz Verbotsschildern wurde auch das toleriert). Es wurde laut und lebendig um uns herum, echte spanische Strandkultur.
Am nächsten Strand, wieder Wochentags, trafen wir hingegen nur auf Deutsche: Jeder der bis hierher fährt, ist mindestens zwei Monate unterwegs (wie Michi aus München, mit dem wir ein schönes Abendessen hatten- er macht fast die gleiche Tour). Die meisten sind direkte Aussteiger und leben im Wohnmobil.
Von Altaussteiger Hippies bis zu Newcomern, wurden die Strände hier sozusagen mobil besiedelt. Wir haben einen sympathischen Niederländer kennengelernt. Der ehemalige Manager ist seit 1 Jahr unterwegs und gönnt sich hin und wieder Auszeiten vom Reisen, mit körperlicher freiwilligen Arbeit.
Slow Food
Leckeres Slow Food gab es selbstverständlich auch immer. Fast jeder Badestrand hat mindestens einen Chiringuito: Eine Strandbar wo man vom andalusischen Frühstück (getoastetes Weißbrot mit Olivenöl , Tomaten und Salz & Cafe con Leche) bis zum Comida (Mittagessen) alles bekommt. Unser Favorit sind frisch gegrillte Sardinen mit gemischtem Salat, die es fast überall gibt. So können wir auch direkt einheimische Arbeitsplätze unterstützen.
Parque Natural de Cabo de Gata-Níjar
Die reinsten Gewässer an der spanischen Mittelmeerküste findet man in diesem Naturpark. Die Landschaft wurde durch vulkanische Aktivitäten geschaffen, die seit Jahrmillionen erloschen sind. Es ist eine der trockensten Regionen Europas, die mit faszinierender, den Umständen angepasster Pflanzen- und Tierwelt, ihren ganz eigenen Charme hat. Im Sommer perfekt zum Schnorcheln und Kajakfahren.

Wir haben einige schöne Orte im Cabo de Gato besucht. Hängen geblieben sind wir in „Las Negras“. Das abgelegene Örtchen wurde schon vor 30 Jahren zum Treff von Hippies, die sich in der nahegelegenen Bucht „San Pedro“ niedergelassen haben. Das zieht natürlich ein buntes Publikum an.
Las Negras selbst hat sich vom Fischerdorf zum kleinen Urlaubsort mit alternativem und weltoffenem Flair gewandelt. Ein Mix aus einheimischer Bevölkerung, niedergelassenen Auswanderern aber auch Hippies und Hipstern. Ein Paradies für Van-sinnige, da es überall toleriert ist, frei zu stehen und zu übernachten. Abends ist immer etwas geboten: ein Konzert oder Tappas in einer Musik-Bar.
Wir waren auch ein paar Nächte auf dem schönen Campingplatz, von wo aus man super schnorcheln kann. Es gibt auch einen Pool, der Abends voller Rocker war, nachdem der Harley Davidson Club Madrid angefahren kam. „From Dust till Dawn“ lässt grüßen. Hier lernten wir ein sympathisches Pärchen aus Niederösterreich kennen, die gerade mit dem Wohnmobil aus Marokko kamen (nutzten die Elternzeit mit Baby im Handgepäck).
Der Abschied von Las Negras fiel uns sehr schwer. Auch weitere Orte wie San Jose oder Aguas Amarga im Cabo de Gato sind sehenswert. Doch die Reise geht weiter. Es gibt noch viel zu entdecken.
Unser Tipp:
Man kann auch ohne Van super Urlaub in der Gegend machen. Ab Almeria gibt es Busverbindungen und in jeder Ortschaft kleine Hostals mit familiärer Atmosphäre. Am besten im Frühjahr oder Herbst, außerhalb der Hauptsaison. Man kann dann auch schöne Wanderungen machen, da es nicht mehr so heiß ist. Baden im Meer geht immer.
Schattenseiten und örtliche Probleme
Andalusien hat die meisten Naturparks in Spanien, was eigentlich einer Verbauung vorbeugen soll. Hier ist eine EU-Förderung absolut sinnvoll. Die naturbelassenen Küstenabschnitte ziehen immer mehr Urlauber an. Jetzt wird das zerstört was eigentlich reizvoll ist.
An der Costa de Almeria wird seit den letzten 10 Jahren wie verrückt gebaut, leider auch im Cabo de Gato (trotz Naturparkstatus). Wer es sich leisten kann, kauft sich einen Zweitwohnsitz am Meer. Ein Eldorado für Bauspekulanten. Von Baukrise ist hier keine Spur. Bleibt zu hoffen dass nicht alle Bauanträge genehmigt werden, vor allem für die vielen beantragten Golfplätze außerhalb der Naturparks (es gibt bereits über 100 in Andalusien). Von großen Hotelinvestoren gar nicht zu sprechen.
Die Andalusier sind hart arbeitende Menschen und genießen selbst gerne das Wochenende an ihren schönen Stränden. Natürlich brauchen die Menschen auch Arbeitsplätze. Ganz ohne Tourismus ginge es daher nicht (und auch wir genießen die Sonne und das Meer). Ein sanfter Tourismus, der die vorhandenen Ressourcen nutzt, wäre hier der angemessene Kompromiß.
Neben dem Tourismus ist die Landwirtschaft ein wichtiger Sektor. Es gibt nicht nur die umstrittenen Großbauern, welche leider in Tomatenplantagen viel Chemie einsetzen und illegale Einwanderer zu schlimmsten Bedingungen beschäftigen, sondern auch kleine Bio-Bauern. Verbraucher in Deutschland wollen möglichst billige Tomaten und Erdbeeren (auch im Winter) und unterstüzten so die Wasserintensiven Großplantagen.
Wasserknappheit ist das größte Problem mit dem die Region stark zu kämpfen hat. Das Land verwüstet immer mehr, neben dem Klimawandel wiederum bedingt durch Massentourismus, Tomatengroßplantagen, Großaufforstung mit Olivenbäumen … eine Abwärtsspirale, leider werden solche Projekte auch gefördert und subventioniert durch die EU. Es bleibt zu hoffen dass das in Brüssel hinterfragt wird.
http://www.sonnenseite.com/de/umwelt/spanien-trocknet-aus.html
Was man erst gar nicht bedenkt: es wird viel Wasser durch undichte Leitungen, falsch eingestellte Wasserhähne und Klospülungen verschwendet. Da wir im Wohnmobil möglichst wenig Wasser verbrauchen, ist uns das stark aufgefallen. Beim Händewaschen im Restaurant + Klospülung kommt z.B. teils mehr Wasser aus dem Hahn, als wir beim duschen verbrauchen – oder eine Klospülung rinnt den ganzen Tag vor sich hin. Es scheint als brauche es auch ein Umdenken bei vielen Einheimischen.
Nach 3 Wochen Strand zog es uns wieder ins Inland. Da uns die wüstenähnliche Landschaft sehr begeistert hat, entschieden wir uns in die einzige Halbwüste Europas zu fahren: die nahegelegene Tabernas Wüste. Ihr könnt gespannt sein, welche staubige Gesellen wir hier getroffen haben.