Wind, Wellen und Wale – in der Straße von Gibraltar

Mitte Juli: Auf der Fahrt vom El Torcal Richtung Atlantik haben wir Malaga links liegen lassen. Auch an den Villen, Hotels und Golfplätzen rund um Marbella und der restlichen Costa de Sol sind wir schnell vorbeigezogen. Einen kurzen Zwischenstopp machten wir nur in Gibraltar. Unser Ziel war Tarifa , der südlichste Punkt des europäischen Festlands und zugleich „der“ Hot Spot für Wind- und Kite-Surfer aus aller Welt. Weil es so schön war, verbrachten wir gleich eine ganze Woche in dem Städtchen. Wir genossen 27 Grad Durchschnittstemperatur.

Danach fuhren wir die südliche Atlantik-Küste am weiter Richtung Westen am Golf von Cadiz. Die Costa de la Luz („Küste des Lichts“) hat fantastische Orte mit unglaublich langen weißen Sandstränden, wunderbaren Menschen und ganz speziellen Surf-und Flamenco-Vibes zu bieten.

 

icon-car.pngFullscreen-Logo
Tarifa - in der Straße von Gibraltar

Karte wird geladen - bitte warten...

Tarifa - in der Straße von Gibraltar 36.012800, -5.604890


 

Gibraltar – am Tag als England aus der WM fiel

Tagsüber ist Gibraltar nur so von Touristen und Schnäppchenjägern überfüllt, daher machten wir unseren kurzen Stopp Abends zum Sonnenuntergang. An die spanischen Essenszeiten gewohnt, hatten wir Mühe noch eine Abendmahlzeit zu bekommen. Im einzigen offenen Restaurant waren außer uns noch einige sehr betrübte Engländer. Sie waren gerade aus der WM ausgeschieden. Life goes on. So sind wir dann auch gleich wieder weiter gefahren.

 

Tarifa, ein Städtchen zum verlieben

Diese kleine Stadt, die am Naturpark del Estrecho liegt, trennen nur 14 km von Marokko. Durch die Straße von Gibraltar kann man täglich mit der Fähre nach Tanger düsen. Aber Tarifa hat weit mehr zu bieten. Als internationaler Surfer Treffpunkt hat die Stadt ein besonderes sportliches und cooles Flair und weiße Sandstrände.

Die Neustadt lockt mit Surfshops und hippen Cafes. Die Altstadt lädt zum Schlendern ein, mit ihren schmalen Gassen, weiß gekalkten Häusern im arabischen Stil und dem maurischen Kastell. Tarifa ist außerdem ein Slow Food Paradies. In vielen Cafes gibt es leckeren selbstgemachten Vollwertkuchen, gesunde Smoothies und Frühstück. Im Sommer ist bei Sonnenuntergang live Musik an den Strandbars geboten.

Aber auch Traditionen werden in Tarifa weiter gepflegt: Ein gemäßigter Thunfischfang gehört ebenso zum Alltag wie Tapas Bars, Feste zu Ehren der Schutzpatronin und Stierkampf.

Die Bewohner von Tarifa sind Fremden gegenüber sehr offen und tolerant. So haben sich viele Auswanderer dort ihren Traum vom eigenen Cafe oder Bioladen erfüllt und fühlen sich gut integriert. Ein französisches Pärchen betreibt z.B. das Cafe „El Taller“ und bietet den für unseren Geschmack feinsten Kuchen an. Lustigerweise haben die beiden zuvor in München gewohnt.

Obwohl die meisten Campervans hier frei stehen, verbrachten wir 8 Nächte am städtischen Wohnmobilstellplatz. Eine super Basis um täglich die Stadt zu erkunden, zum Yoga ins Eco Center zu gehen, die besten Karottenkuchen zu probieren, gesund Frühstücken zu gehen, Sonnenuntergang am Meer zu gucken …. Ich war schon mehrmals im Herbst da, aber noch nie im Sommer. Eines steht fest: Der Tarifa Virus hat uns angesteckt. Wir kommen auf jeden Fall wieder!

 

Wale in der Straße von Gibraltar

Östlich von Tarifa liegt das Mittelmeer, westlich davon beginnt der Atlantik. In diesen sehr fischreichen Gewässern tummeln sich zahlreiche Wal- und Delphinarten. Leider ist das auch eine der meistbefahrenen Seerouten. Ca. 300 Hochseefrachter und Fähren passieren die Route täglich. Mit zunehmendem globalem Handel werden es immer mehr. Das ist eine große Gefahr für die Meeressäuger. Whale Watching Organisationen in Tarifa unterstützen den Schutz der Säuger. Wir haben eine Fahrt mitgemacht und Grindwale gesehen. Es war faszinierend die Tiere atmen zu hören.

NGO zur Walbeobachtung und Forschung

„Road Trip“ bedeutet für uns nicht nur tolle Landschaften, gutes Essen und interessante Menschen. Wir wollen unser Bewusstsein ebenso für aktuelle Problematiken sensibilisieren.

Daher noch ein Filmtipp: Die Dokumentation „The last giants – Wenn das Meer stirbt“ handelt von den Walen in der Straße von Gibraltar. Gibt es in gut sortierten Stadtbibliotheken, ansonsten:

Dokumentation Last Giants (bei Amazon)

Die Straße von Gibraltar ist trotz der gefährlichen Strömungen aktuell der meistgenutzte Überfahrtsweg für Flüchtlingsboote aus Afrika. In Tarifa und der gesamten Region kommen Behörden und Polizei an ihre Grenzen. Sie fordern Unterstützung von der EU.

Diese Problematik kann man kaum ignorieren wenn man vor Ort ist. Nichtsdestotrotz ist der Tourismus für die Region enorm wichtig. Wir haben daher unseren „Urlaub“ weiter gemacht.

 

Der Wind bläst unablässig im Naturpark del Estrecho

Der Abschied von der Stadt Tarifa fiel uns wirklich schwer. Wir sind auch nur ein paar Kilometer weiter gefahren. Unser nächster Stopp war „Windsurfers Paradise“: Der Strand Valdevaqueros mit stetigem Wind und einer riesigen Sanddüne.

Hier weht entweder der Levante aus der Sahara oder der Poniente, aus Richtung Atlantik. Mit windfester Kleidung macht es mächtig Spaß den Kitesurf Profies, aber auch den Anfängern, zuzusehen. Mit dem Van am Parkplatz am Strand zu nächtigen gehört hier natürlich auch dazu. Wir haben uns unter die spanischen Wohnmobile gemischt. Am zweiten Abend gab es sogar noch ein Konzert in der Beachbar: Es wurden spanische 80ies Hits gecovert und laut mitgesungen. Das war mal richtig lockere Urlaubsstimmung, und unsere Wohnung gleich nebenan.

 

Hippiestrand in Bolonia

Hinter dem Kap Punta Paloma lag der nächste Hot Spot: Die Bucht von Bolonia mit einem absoluten Traumstrand. Auch hier gibt es eine Sanddüne, die ist sogar 30 Meter hoch.

Die kleine Siedlung El Lentiscal in der Bucht ist eher landwirtschaftlich geprägt, mit ein paar Hostels, Restaurants und einem sehr schrägen Wohnmobilstellplatz.

Hier gackern die Hühner im Stall neben der Freiluftdusche. Am Strand sonnen sich Stiere und Pferde und im Fluß wachsen Wasserschildkröten heran. Die Hippies hatten das Kleinod für sich entdeckt. Das spürt man heute noch. Es gibt Naturpools mit Heilerde am Ende der Bucht. Am Strand findet auch hier im Sommer fast jeden Abend ein Konzert statt.

Zu guter Letzt sind natürlich noch die römischen Ruinen Baleo Claudio und das dazugehörige Museum zu erwähnen. Die Römer produzierten in der Kolonie bereits vor mehr als 2000 Jahren Thunfischpaste, füllten diese in Emporen und verschifften sie über Cadiz in die Heimat.

 

Thunfischfang in der Region

Der Thunfisch wurde in dieser Region schon von den Phöniziern gefangen. Im Frühling, wenn die Thunfische zum Laichen ins Mittelmeer ziehen, ist die traditionelle Zeit für den Thunfischfang. Für die Fischer ist es eine wichtige Tradition und vor allem Einkommen. In Maßen konnte der Fisch mehr als zweitausend Jahre gefangen werden.

Problematisch ist heute die große Thunfischnachfrage, vor allem aus Japan und generell für Suhsi. Aufgrund des hohen Marktwerts haben schwimmende Fischfabriken die Bestände des Blauflossenthuns innerhalb von einem Vierteljahrhundert um mehr als 90 Prozent reduziert (siehe SZ Artikel).

Aber auch für die Orcas ist der vom Aussterben bedrohte rote Thunfisch eine wichtige Nahrungsquelle.

Wir besuchten noch zwei Orte die traditionell schon immer eng mit dem Thunfischfang verbunden waren. Der Rückgang des Thunfischfangs hat seine Spuren hinterlassen.

Das schmucke kleine Städtchen Zahara de los Atunes, an einem 12 km langen Sandstrand gelegen, konnte den Tourismus als Wirtschaftszweig hinzugewinnen. In Barbate hingegen spielt der Tourismus eine geringere Rolle. Es gibt eine hohe Jugendarbeitslosigkeit. Wir verbrachten eine Nacht an einem ausgewiesenen Parkplatz am Ende des Stadtstrands. Wir empfanden die kleine Stadt und ihre Bewohner als sehr gemütlich.

 

Cadizfornia – Surfen in El Palmar

Wir hatten schon von den Surf- und Yogacamps in El Palmar gehört. Entlang der Straße neben dem langen Sandstrand reiht sich eine Surfschule an die nächste – dazwischen Bars, Cafes, Hippiemarkt, Restaurants und vor allem Parkplätze. Es gibt kaum Hotels, die Strandbesucher kommen mit dem Auto aus den umliegenden Orten.

Die Gebäude sind größtenteils improvisierte Holzbauten, das macht den speziellen Charme des Ortes aus: Im Sommer ist es staubig, schrill und bunt. Es erinnert irgendwie an Thailand, als es da noch einfache Holzbungalows und kreativ gezimmerte Restaurants für Rucksacktouristen gab.

Im wunderschönen Yoga Haus von A-Frame Yoga kann man unkompliziert ohne Anmeldung als „drop in“ zu einer Yoga Lesson der Wahl dazukommen. Darauf hatte ich mich schon gefreut: Yoga im Strandhaus.

Yoga in El Palmar

Natürlich haben wir auch einen Surfkurs gemacht. Unsere beiden Surflehrer waren echte Profis mit 20 Jahren Erfahrung, total sympathisch und richtig cool. Sie erinnerten uns an George Clooney und Adam Sandler, allerdings im Neoprenanzug. Endlich auf dem Brett zu stehen, war ein tolles Erlebnis. Das kostete aber auch viele Nasenspülungen und viel körperliche Kraft. Wir blieben beim Anfängerlevel, einfach um mal reinzuschnuppern. Dabei haben wir auch total nette spanische Surfschulkolleginnen kennengelernt. Wir können es jedenfalls empfehlen:

Escuela de Surf Nueve Pies

Für Campervans gibt es einen Wohnmobilstellplatz etwas abseits, bei „La Pacha Mama“. Es ist alles sehr einfach und zweckmäßig, dafür günstig. Uns hat es dort gut gefallen. Eine warme Dusche nach dem Surfen ist ein Traum. Wer braucht da noch einen Pool? Mit dem Fahrrad waren wir super mobil. Besser vorher anrufen:

La Pacha Mama

Im Juli gibt es jeden Mittwoch Open Air Kino am Strand, auf Spanisch. Auf meine Nachfrage hin, wurden englische Untertitel angezeigt. Also rein in den Schlafsack und das schönste Open Air Kino der Welt besucht, mit Wellen als Hintergrundgeräusch. Getoppt wurde das nur noch durch die Mondfinsternis, ein paar Tage darauf.

El Palmar war auf jeden Fall ein Erlebnis ganz besonderer Art, eine eigene kleine Welt. Wer auf Luxus verzichten kann und Upcyling mag, kommt hier voll auf seine Kosten.

Vielleicht hast Du jetzt Lust auf Urlaub an der Costa de la Luz bekommen? Es geht auch ohne Van: Mit Zelt, Hostel oder Surfcamp.


Wir haben uns über zwei Wochen Zeit gelassen, für die 90 km an der Costa de la Luz.

  • Das Wilde, der Wind, die Dünen, die endlos langen Strände und die sportliche Atmosphäre haben uns beeindruckt.
  • Die toleranten, freundlichen und stolzen Menschen haben uns bezaubert.
  • Die Kreativität und das Improvisationstalent haben uns beflügelt.

„Cadizfornia“ hat uns neugierig auf Cadiz gemacht. Also sind wir auf direktem Wege in die Provinzhauptstadt gefahren.

In Cadiz gab es viel Life-Musik, lasst Euch überraschen! Man nennt es auch das Havanna Europas. 

Als Einstimmung dazu, unser Sound zur Costa de la Luz:

Hinweis: Aus rechtlichen Gründen möchte ich darauf hinweisen dass es sich bei Empfehlungen und Verweisen nicht um Affiliatelinks und Werbung gegen Leistungen handelt.

Ein Gedanke zu „Wind, Wellen und Wale – in der Straße von Gibraltar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.