★ West Coast ★ 10 Tage im Naturpark Costa Vicentina

Mitte August: Nach unseren ersten turbulenten Erlebnissen in Portugal, sind wir in ruhigere Gefilde aufgebrochen. Die nächste Etappe führte uns an den südwestlichsten Punkt des europäischen Festlands, dem Cabo de São Vicente bei Sagres.

Kurz vor dieser Südwestspitze beginnt der Naturpark „Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina“: Einer der seltenen wenig verbauten Küstenabschnitte Europas.

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Südwestspitze Europas

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Südwestspitze Europas 37.011700, -8.936570

 

Van Paradise

Der Naturpark liegt zum Großteil an der „West-Algarve“ und geht in den landwirtschaftlich geprägten Landesteil „Alentejo“ über. Hotelkomplex-Anlagen, wie an der restlichen Algarve, findet man hier nicht. Es gibt kleine gemütliche Ortschaften zum Wohnen, oftmals Surf-Camps, mit Transfer zu den wundervollen Stränden.

Fast „Alle“ mit mobilem Heim übernachten direkt am Strandparkplatz. Offiziell ist das Übernachten im Naturpark nicht erlaubt. Die GNR (Guarda Nacional Republicana) Beamten kontrollieren das zunehmend, mit Strafzettel über jeweils € 200,-.

So manche Hippie-Aussteiger haben ganze Wagenburgen gegründet (was vielen Einheimischen inzwischen ein Dorn im Auge ist). In der Hauptsaison sind zudem sehr viele Campervans unterwegs, die leider zum Teil Klopapier und Müll im Gebüsch hinterlassen – sehr schade. Porta-Potti und Mülltüte schränken die „Freiheit“ keineswegs ein und sollten in jedem Van Standard sein. So kommt es, dass Nachts ganze Parkplätze „geräumt“ werden.

Glücklicherweise gibt es noch Plätze wo das Nächtigen erwünscht ist, bzw. anscheinend geduldet wird (aber ohne Campingverhalten) – auch schöne kleine Campingplätze, die einfach und daher relativ günstig sind.

Mit unserem Van ließen wir uns ganz „slow“ über 10 Tage den 80km langen Küstenabschnitt entlang treiben.

Unser Ethos:

1.) Wir achten darauf Plätze immer so zu verlassen als wären wir niemals da gewesen (kein Klopapier – kein Müll – keine Grillkohle – kein Abwasser …).

2.) Als Tourismusabgabe konsumieren wir etwas an einer Beach-Bar, da die Infrastruktur die wir nutzen, meist von ihnen gestellt wird (in der Ortschaft im Cafe, Restaurant oder Tante Emma Laden …).

3.) Wir stellen uns meist weiter hinten hin. Einheimische haben selbstverständlich Vorrang.

Quelle: Wikipedia Francisco Santos (user: Xuaxo), Map Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina, CC BY-SA 3.0

 

Wir bekamen das Feedback „bitte mehr Fotos“. Gerne, wir nehmen Euch mit auf diesen Trip. Hier kommen jede Menge Bilder dieser Traumküste ☀


 

Ruhe am „Praia da Boca do Rio“

Gleich am Anfang des Naturparks (in der Nähe von Burgau) gibt es einen offiziellen Nachtplatz für Wohnmobile und Vans (Nachtrag 20.10.2018: der Platz ist nicht offizieller Nachtplatz, das haben wir erst jetzt erfahren). Ein kleiner Fluß mündet hier ins Meer. Im Flußbett weiden Abends Kühe. Der Strand ist wenig spektakulär, aber schön und sogar in der vollen Hauptsaison ruhig. Es lohnt sich, den Berg hoch zu wandern, um die Aussicht von der alten Festung „Forte de Almadena“ zu genießen.

 

Sternschnuppenregen am „Camping Ingrina“

Zwischen Burgau und Sagres liegt die kleine Ortschaft Raposeira. Von hier geht es zum Camping Ingrina. Ich war vor 17 Jahren schon mal da und es hat sich nur wenig verändert: Ein kleiner, etwas in die Jahre gekommener, einfacher Platz mit Charme und schattigen Bäumen. Wer wenig Komfort benötigt, sich aber z.B. über eine funktionierende Solardusche und Hippie-Vibes freut, der wird hier sein Glück finden (Wer keine Hunde mag und W-Lan braucht, dem empfehlen wir das Salema Eco Camp).

Zum Praia Ingrina geht es per Fußmarsch. In den Ort sind wir mit unserem „Solarmofa“ gefahren (wir laden das E-Bike mit unserer Solaranlage). Auf dem Weg lassen sich Zeugnisse aus der Jungsteinzeit entdecken. In dem Restaurant an der Abzweigung zum Ingrina gibt es genial leckeres paniertes Hähnchen (toppt das beste Wiener Schnitzel, vom Österreicher geprüft und bewertet!).

Hier haben wir drei Nächte lang die Perseiden betrachtet. Der Camping war Nachts nicht beleuchtet. Vor uns nur die Weite des Atlantiks. Beste Sicht auf den Kometenstaub, der auf die Erde herabfiel. Unsere lieben Kölner Nachbarn guckten gleich mit.

 

In Sagres weht ein starker Wind

Bei einem konstant starken und kühlen Wind, vergaßen wir in Sagres die Augusthitze sehr schnell. Der Ort liegt etwas unwirtlich oberhalb steiler Felsklippen, bietet aber Surfern genau das was sie lieben: Strände mit Wellen, günstige Unterkünfte, Cafe´s, Burger-Restaurants und sogar ein indisches Restaurant.  Der Ort mit dem rauhen Klima hat zudem einen lebhaften Fischereihafen.

Zum Sonnenuntergang trifft man sich an der Festung von Sagres. „Heinrich der Seefahrer“ soll von hier die Planungen für die von ihm koordinierten Entdeckungsreisen gemacht haben. Gebaut wurde es unter anderem zum Schutz vor Piraten.

Blick auf die Südwestspitze des europäischen Festlands – Cabo de São Vicente

Der Parkplatz am Fort ist ein geduldeter Nachtplatz für Wohnmobile. Da es uns jedoch zu windig war, verbrachten wir die Nacht beim InterMarche.

Die französische Supermarktkette hat sich voll auf Wohnmobile und Vans eingestellt. In Portugal gibt es bei fast jedem Markt Zu-und Abwasser, Waschsalon und außerdem ist Übernachten erlaubt. Neben uns bauten ein paar Spanier sogar ihr Zelt am Parkplatz auf.

Als Nachts eine Sprenkleranlage losging dachten alle es würde regnen. Morgens gabs gleich noch Frühstück im Supermarktcafe. Wenig abenteuerlich, aber unbestreitbar enorm praktisch!

 

Am Ende der Welt

Bevor die großen Seefahrten der portugiesischen  Entdecker starteten, wurde hier das Ende der Welt vermutet. Ein bisschen fühlt sich das auch heute noch so an, trotz des Wissens dass nach ca. 5.000 km Atlantik-Überquerung Amerika kommt (Strecke Lissabon – New York).

 

Am  Cabo de São Vicente fühlten wir das Monumentale, das Ende des europäischen Kontinents, der Anfang des riesigen Atlantiks. Hier kommt man ins schwelgen über den Mut der Seefahrer die sich hinaus ins Ungewisse wagten, trotz der Geschichten von See-Ungeheuern und unendlichen Tiefen.

Ins „Hier und Jetzt“ beamte uns der Anblick des Bratwurst-Stands zurück. Die „letzte Bratwurst vor Amerika“ hat irgendwie Kultfaktor, auch wenn sie doch ein wenig fettig schmeckt.

 

 

Vamos à „Praia de Armado“

Über den Ort „Vila do Bispo“ ging es weiter an die West Küste, zum „Praia do Amado“. Nicht nur für uns der Strand der Strände! Wir waren noch nie in California, aber den Vergleich mit Bildern von Traumstränden der US-Westküste braucht dieser nicht zu scheuen. Er gilt als eines der besten Surfreviere Portugals und wird von Surf-Fans aus ganz Europa besucht. Genauso multi-kulti ging es Abends am Strandparkplatz zu.

Abends am Parkplatz – Camp

Wir blieben drei Nächte auf dem Parkplatz, der mit blau/weißem Wohnmobil-Schild ausgewiesen war. Eine ortsansässige Bekannte riet uns zu diesem Platz (ihr Bruder zahlte an anderen Plätzen dreimal in Folge €200,- Strafe).

An Infrastruktur gibt es zwei Surfschulen und zwei nette Beach-Bars, tagsüber auch mit WC. Hier kann man wunderbar sitzen und Surfer beobachten, bei Beschallung mit Red Hot Chilli Peppers und Nirvana Songs aus den 90ern. Zurückversetzt ins Junge Erwachsenen-Dasein schmeckten uns die ohnehin sehr leckeren Burger, bei der fantastischen Aussicht, noch besser. Die heiße Luft vom Inland, gemischt mit dem kühlen Wind des Atlantiks ergab perfekte Temperaturen um die 27 Grad. Wir genossen Strandspaziergänge, Sundowner und laue Sommerabende.

 

Kleine Orte mit großem Charme: Von Carrapateira nach Aljezur

Mit einem Stop in der Ortschaft Carrapateira folgten wir der Landstraße ins Hinterland bis nach Aljezur. Beide kleinen Orte verbindet ein alternatives Flair. Uns gefiel es in Aljezur am besten.

Das Kleinod liegt idyllisch am Fluß „Ribeira de Aljezur“. Die Altstadt zieht sich den Berg hoch, bis zur maurischen Festung, die hier seit Jahrhunderten thront. Übernachtet haben wir am geduldeten Parkplatz hinter dem Mercado Municipal. Unter Trauerweiden badeten Enten hinter dem Van im Fluss, ein romantischer Anblick. Morgens kann man sich im Markt mit frischem Obst und Gemüse eindecken.

An der Flussbrücke gibt es ein nettes Cafe zum Frühstücken. Der Ort hat Hostels und einige sehr gute Restaurants. Neben einer Surfschule wird auch Yoga und SUP angeboten. Aljezur ist auch ohne Van, ein idealer Ort, um Urlaub im Naturpark zu verbringen.

Der Fluss mündet ein Stück weiter, am Praia da Amoreira, in den Atlantik. Wir freuten uns total darüber endlich wieder unser SUP auszupacken. Strände mit Flussmündung sind ideal zum SUP-fahren und baden. Die meisten Portugiesen bevorzugen die ruhigeren Gewässer, während sich Ausländer mehr um die Wellen scharen.

 

Ebbe am „Praia das Furnas“

In Odeceixe war unser nächster Stop auf der Weiterfahrt. Die kleine Ortschaft liegt im äußersten Nordwesten der Algarve. Bewacht von einer schönen Windmühle, zieht sich auch dieses Städtchen den Berg hinunter bis zu einem Fluss. Der mündet in der Praia de Odeceixe, ebenfalls ein Traumstrand mit Möglichkeiten zum SUP- und Kanu-fahren auf dem Fluss.

Praia de Odeceixe

Da für unseren Geschmack zu viel los war, und wir in park4night von Räumungen gelesen haben, suchten wir zum Übernachten einen ruhigeren Platz. Fündig wurden wir ein Stück weiter nördlich, am Praia das Furnas (nahe Vila Nova de Milfontes).

Der südliche Parkplatz scheint ebenfalls ein geduldeter Nachtplatz zu sein (Nachtrag 20.10.2018: der Platz ist nicht offizieller Nachtplatz, das haben wir erst jetzt erfahren). Wir bekamen ohnehin von einem ortsansässigen den Tipp, hier bei Ebbe die Küste entlang zu spazieren. Hier gibt es schwarzes Gestein und mineralhaltigen Schlamm. Ein lustiger Anblick, die schwarz bemalten Badegäste (erinnert an Bolonia in Südspanien).

Vielen Dank nochmal! Es war ein krönender Abschluss unserer 10 Tage an der Costa Vicentina. Vielleicht kommen wir das nächste mal zu Fuß. Im Frühjahr lässt es sich super wandern im Naturpark.

 

 

 Raposeira Dub Collective

Hier noch Hippie-Sounds direkt von der Costa Vicentina, aus der kleinen Ortschaft Raposeira:

 



Wir  hatten eine Verabredung mit Freunden in Lissabon. Aus diesem guten Grund: Auf nach Lisboa! Auf dem Weg gab es eine schöne Fahrt durch den Altentejo. Bilder dazu im nächsten Bericht.


 

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