News: Nach über 10.000 km sind wir seit ein paar Tagen zurück in Deutschland und leben uns langsam wieder ein. Bitte verzeiht, am Ende der Reise waren wir ein wenig schreibfaul. Wir haben die Nachsaison in vollen Zügen genossen. Es gab nochmal viel zu sehen. Die Beiträge dazu kommen nachträglich als Retrospektive. Viel Spaß beim Lesen!
Mitte/Ende September: Mit der Nachsaison hatten wir langsam wieder viele Rentner als „Nachbarn“ auf den Wohnmobilstellplätzen. Sie kamen aus Frankreich, England, Irland, Schottland, Niederlande, Belgien, Deutschland, Schweiz, Österreich, Spanien und natürlich aus Portugal. Manch junge Familie in Elternzeit oder junge Paare nach dem Studium trafen wir ebenso an. Es herrschte jedenfalls durchgängig eine entspannte Atmosphäre.
Auf der Weiterfahrt im Inland Portugals begrüßte uns der Spätsommer mit viel Sonne und Badewetter. Diese Etappe stand ganz unter dem Motto „Traditionen“: Wir verbrachten sommerliche Tage in der Studentenstadt Coimbra am Rio Mondego. Danach machten wir einen kurzen Abstecher Flussaufwärts ins Hinterland. Hier besuchten wir Kleinbauern und entdeckten in Dörfern die traditionelle Küche in den örtlichen Restaurants.
Coimbra – Ein Sonntag am Fluss mit Akkordeonmusik und SUP
Coimbra ist eine der ältesten Universitätsstädte Europas. Die bunte Stadt bietet nicht nur Studenten einen hohen Freizeit – und Erholungswert. Wir hatten unsere homebase an dem wunderbar gelegenen und gut besuchten Wohnmobilstellplatz, direkt am Fluss, eingerichtet. Bei 30 Grad spielte sich an den angrenzenden Freizeitanlangen das sommerliche Leben von Coimbra ab. Morgens erstmal ein Bad im Fluss nehmen oder ein zweites Stand Up Paddle Board bei den total freundlichen Jungs von „Coimbra SUP“ ausleihen und einfach losfahren, all das war möglich. Das Wasser war sauber, klar und vor allem erfrischend! Sonntags Nachmittag traf sich Alt und Jung am Fluss – nicht nur zum Picknick, sondern auch zum Tanz bei traditioneller Live Musik mit Akkordeon. Wir mittendrin, das hat mächtig Spaß gemacht!
Jahrhundertealte Bücher und Harry Potter Zauber an der Universität von Coimbra
An der definitiv ältesten Universität Portugals werden tatsächlich noch jahrhundertealte Traditionen gelebt. Nicht nur die Universität selbst, sondern auch das Brauchtum, sind UNESCO-Weltkulturerbe. Ein besonderes Erlebnis war für uns der Besuch der historischen Universitätsbibliothek. Die Büchersammlung aus dem 15. bis zum 19.Jhd. wird am Abend von einer Fledermauskolonie gewartet. Fotos sind verboten, hier ein Link mit Bild: Biblioteca Joanina.
Ein glücklicher Zufall: Als wir die Universität besuchten war gerade Semesterbeginn. Die höheren Semester trugen schwarze Mäntel und trietzten die Erstsemester mit allerlei gruppendynamischen Aufgaben und Spielen. Wir begaben uns auf Zeitreise in die Universitätskapelle, alte Vorlesungssäle sowie Chemie- und Physiklabore aus vergangenen Zeiten. Besonders beindruckend war die Naturhistorische Sammlung mit jahrhundertealten Exponaten aus der damals „neuen Welt. Viele der Arten sind inzwischen leider ausgestorben oder stehen auf der roten Liste der bedrohten Species.
Irgendwie fühlten wir uns wie im Harry Potter Film. Kein Zufall, die Schriftstellerin J.K. Rowling lebte einige Jahre in Portugal und holte sich hier viele Inspirationen für ihre erfolgreichen Buchbände.
Eine bunte Altstadt zum Flanieren
Die Altstadt von Coimbra hat verschiedene Facetten. Im Bereich der Einkaufszone wurden viele alte Häuser sorgfältig renoviert. Hier macht bummeln Laune. Selbstverständlich mit einer Pause im historischen Kaffeehaus …
Die Wäsche trocknet in der Sonne, die Häkelkunst sorgt für Schatten …
Es gibt noch viel zu tun um den alten Stadtkern zu erhalten, es ist aber auch schön wenn nicht alles durchsaniert ist …
Zusammentreffen von Tradtion und Moderne …
Street Art meets Politik …
Im Hinterland – ein neuer Wald wächst auf verbrannter Erde
Wie wir bereits berichteten ist der Wald für Portugal eine wichtige Einnahmequelle. Eine fatale forstwirtschaftliche Strategie war jedoch die Aufforstung mit schnellwachsenden Eukalyptusbäumen zur Papierproduktion. Mit zunehmender Hitze (im Sommer über 45 Grad) durch den Klimawandel, entzünden sich diese Wälder sehr leicht. Die ätherischen Öle der Bäume fachen dabei die Feuer noch an (siehe Artikel: eukalypse-now). Bei unserem Ausflug Flussaufwärts und zu einem Stausee fühlten wir uns wie in einem Endzeit Movie. Einziger Wermutstropfen: Der vor Jahren abgebrannte Wald wächst langsam wieder nach. Es dauert 50 bis 100 Jahre bis wieder ein naturnaher Wald entsteht.
Eine Aufforstung mit Korkeichen (Bild 2,3), Pinien und Kiefern scheint wesentlich nachhaltiger zu sein. Im Hinterland gibt es viele Kleinbauern die Wein und Gemüse anbauen. So mancher Aussteiger ist auch dabei. Wir wussten nicht, dass in Portugal auch Kiwis wachsen (Bild 5) und dass Terpentin aus dem Öl von Kiefern gewonnen wird (Bild 1). Man lernt nie aus.
Im Hinterland besuchten wir kleine Orte mit Wohnmobilstellplatz. Mit einem solchen Angebot zur Übernachtung fühlen wir uns generell immer sehr willkommen und nutzen das sehr gerne. Dafür besuchten wir wie immer die ansässigen gastronomischen Einrichtungen. Das Highlight war portugiesisch – brasilianische Küche mitten im Hinterland, mit frischesten Zutaten. Ohne Wohnmobilstellplatz hätten wir diese Orte vermutlich niemals entdeckt.
Nach zwei Wochen im Landesinneren fuhren wir wieder an den Atlantik. Es ging weiter mit „Traditionen“, zur Lagune von Aveiro, wo der Fisch noch auf traditionelle Weise gefangen wird, mit Stieren die das Netz aus dem Wasser ziehen.
Traditionelle Musik gibt es natürlich auch noch für Euch (im Browser anhören):