Nordportugal – Lagune von Aveiro, Geschichten vom Atlantik und dem neuen Stoff der Plastik ersetzt

Ende September 2018: Nachdem wir im September 2 Wochen im Landesinneren verbracht haben, zog es uns wieder zurück an den Atlantik. Auf dem Weg nach Porto machten wir einen Zwischenstopp an der Langue von Aveiro. Hier werden Landwirtschaft und Fischerei noch auf traditionelle Weise, verbunden mit schwerer körperlicher Arbeit, betrieben.

Leider erreichen die Folgen der Konsum- und Wegwerfgesellschaft auch die kleinen „verschlafenen“ Orte an der Lagune sowie die 25 km langen Sandstrände am Atlantik. Hier ging ein Monat später der Hurricane / tropische Sturm Leslie an Land, als Folge des zu warmen Atlantiks im Sommer 2018.


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Lagune von Aveiro

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Lagune von Aveiro 40.760400, -8.706540

Aveiro

Der Ort Aveiro wird von Tourismusanbietern gerne das „Venedig Portugals“ genannt. Nachdem wir am Start unserer Reise in Vendig waren, können wir diesem Vergleich nicht zustimmen. Nichtsdestotrotz ist Aveiro ein schmuckes Kleinod im Norden Portugals. In der Tat gibt es Kanäle und Brücken in Aveiro, das Besondere sind aber die farbenfrohen, gondelähnlichen Boote. Die traditionellen Farben und Zeichnungen haben geschichtliche Fakten und Volksglauben zum Thema. Früher wurde damit Seetang als Düngemittel aus der Ria geholt, für die Landwirtschaft rund und um die Lagune.

Heute können sich Besucher durch die Lagune schippern lassen. Malerisch wirken auch die eleganten pastellfarbenen Häuser aus dem 19. Jahrhundert und die traditionellen Kopfsteinpflasterstraßen, mit atlantischen Motiven.

 

Ria de Aveiro

Über unsere App fanden wir einen abgelegenen und ruhigen Stellplatz direkt an der größten Lagune Portugals. Die Betreiber vermieten auch Zimmer sowie Surf-Equipment und bieten Kajakfahrten durch die Lagune an, neben dem Alltag als Sportleherer. Wir haben uns mit dem Rad auf den Weg gemacht und dabei Aalfischer, schöne Häuschen mit Atlantik-Motiven sowie Flamingos gesehen.

Torreira – der frühe Vogel fängt den Wurm, oder besser gesagt den Fisch

Unser Gastgeber erzählte uns vom Fischerort Torreira.  Frühmorgens werden dort die bunten Fischerboote traditionell aus dem Wasser gezogen, manchmal sogar noch mit Ochsen. Der Ort wandelt sich jedoch vom Fischerdorf zum beliebten Urlaubsort, wie z.B. in Nazaré.

Wir wollten unbedingt sehen wie die mutigen Fischer bei den hohen Wellen mit ihren bunten Booten im Nebel des Atlantiks verschwinden: also früh aufgestanden, losgefahren und bei Morgenstimmung den Strand abgesucht.

Im Nebel erschienen die Shiloutten der Boote. Die Fischer waren schon zurückgekehrt und die Netze bereits ausgelegt. Der hohe Bug schützt vor den großen Wellen, die laut tosend im Nebel bebende Geräusche machten.

Zurück im Ort hörten wir laut schreiende Fischverkäuferinnen, die den frischen Tagesfang auf der Straße anpriesen: Direktvertrieb mit Verkauf im Handwagen, vor Ort ausgenommen, verfolgt von ein paar Katzen die sich auf die Innereien freuten. Langsam kämpfte sich die Sonne durch den Vormittagsnebel. Es wurde Zeit für unser Mittagessen am Stellplatz.

 

Dünen und einsame Strände – und das traurige Strandgut der Wohlstandsgesellschaft

An dem Küstenstreifen parallel zur Lagune ziehen sich kilometerlange, oftmals unberührte Sandstrände. Der rauhe Atlantik lädt hier nicht unbedingt zum baden ein. Wir machten uns auf, zu einer Wanderung durch natürliche Dünen, wo blühenden Pflanzen für bunte Farbklekse sorgten. Im Sand waren einzig Vogelspuren zu sehen, ansonst menschenleer.

Am Strand angekommen kam das böse Erwachen: Plastikmüll! Die „unberührten“ Strände werden nicht von den anliegenden Kommunen für den Tourismus gepflegt und sauber gemacht. Hier hat man einen guten Überblick was der Ozean an verschiedenem Plastikmüll anschwemmt. Diese Verpackungen unseres „normalen“ Alltags haben wahrscheinlich eine Jahrzehnte lange Reise im Atlantik hinter sich und zersetzten sich dabei:

Das war einer der Momente wo das Reisen keinen Spaß machte. Es ist ein Unterschied über die Vermüllung der Ozeane im TV zu sehen bzw. zu lesen oder wirklich an einem solchen Ort zu stehen – den sanften Wind zu spüren, die frische Meeresluft zu atmen, den weichen Sand unter den Füßen zu spüren jedoch die Augen auf kilometerlang verteiltes stinkendes Plastikstrandgut gerichtet.

 

Auszug aus „Plastic Ocean – Plastikinseln im Meer“ auf reset.org:

Ich schmeiß‘ meinen Müll doch nicht ins Meer?!

Laut eines Berichts von Greenpeace („Plastic Debris in the World’s Oceans“, verfügbar als PDF) stammen 80 % des Mülls im Meer von Quellen an Land. Doch sind nicht Strandurlauber dafür verantwortlich: Weil Plastik so haltbar ist und bis zu 500 Jahre erhalten bleiben kann hat es große Chancen, über Flüsse und den Wind irgendwann im Meer zu landen. Und das auch, wenn es ursprünglich auf einer Müllhalde weit weg vom Meer gelagert wurde.


Dezember 2018 – es gibt Alternativen zu Plastik, eine geniale deutsche Erfindung

Zurück in Deutschland sind uns diese Bilder stark im Gedächtnis geblieben. Da praktisch alles in Plastik verpackt ist, ist es sehr schwer solche Verpackungen nicht zu verwenden. Wie im Urlaub gehen wir jetztauch zu Hause mit unserem Einkaufskorb zum Wochenmarkt. Das macht Spaß, ist günstiger und es verursacht keinen Verpackungsmüll.

Wir haben recherchiert wie weit es mit der Entwicklung von Alternativen zu Plastik steht und sind fündig geworden:

Flüssiges Holz, Auszeichnung vom Europäischen Patentamt

Wir verwenden schon länger Seife und festes Haarshampoo, statt Duschgel in Plastikverpackung (das ist schon mal ein Anfang). Es gibt hochwertige Seifen aus Naturprodukten. Festes Haarshampoo haben wir zum ersten Mal in Frankreich gefunden.

Nun brauchte ich noch eine nachhaltige Seifendose. Hier stieß ich auf den neuen Werkstoff „flüssiges Holz„. Die Seifendose von einem Hersteller aus Regensburg gibt es z.B. für 2,50 EUR bei Manufactum zu kaufen (hier gibt es auch Haarseife, Zahnbürstenhülle etc…).

 

https://www.manufactum.de/seifendose-fluessigholz-buche-p1528380/

 

Das könnte der Wandel sein. Die Zukunft des Autos wurde ja Anfangs auch kritisch gesehen, z. B. von Kaiser Wilhelm II. Vielleicht gibt es bald Handys aus Holz und Hanf? Die Palette reicht heute bereits vom bunten Legostein bis zum Absatz eines Gucci High Heels. Zum Transport von Flüssigkeiten ist es nicht geeignet.


Nun wünschen wir Euch erstmal schöne Weihnachten und einen guten Rutsch! Vielleicht konnten wir Euch bei den guten Vorsätzen fürs neue Jahr unterstützen. Wie wäre es mit festem Haarshampoo und nachaltiger Seifendose ab 2019? Das spart mindestens 20 Plastikverpackungen im neuen Jahr. Bei 100 Leuten schon 2.000 …

Das ist zwar nur ein Tropfen im Ozean, aber was ist der Ozean, wenn nicht eine Vielzahl von Tropfen! (Zitat: the Cloudatlas)

 


Unsere Reise setzten wir weiter in Richtung Nordportugal fort. Das nächste Ziel war Porto – die galante alte Dame am Atlantik. Die Stadt war mitunter eines der schönsten Reiseziele des Roadtrips. Der Beitrag darüber folgt im neuen Jahr. Zur Einstimmung etwas bunte Musik bei dem grauen Wetter:

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