Anfang August: Wir erreichten Portugal als gerade eine der schlimmsten Hitzewellen dieses Jahr auftrat (wie in ganz Europa, auch bei Euch zu Hause). Auf der iberischen Halbinsel brachten Sahara-Winde Rekord-Temperaturen bis fast 50 Grad im Inland. Auch an der Atlantik Südküste kletterte das Thermometer ziemlich hoch.
Unsere Pläne, erstmal einen Stausee und die Berge von Monchique zu besuchen, legten wir daher auf Eis (was uns wortwörtlich herzlich willkommen gewesen wäre, die Hitze war kaum noch auszuhalten).
Obwohl wir uns auf grüne Wälder gefreut hatten und uns ein ruhiges Plätzchen im Inland suchen wollten, fuhren wir, wegen der Hitze, direkt an die kühlere Küste.
Hochsaison-Schock an der Algarve
Unsere letzten Reiseziele in Spanien wurden hauptsächlich von Inländern besucht und es gab oftmals keine größeren Hotels in der Nähe (genug Platz am Strand). Das machte die Hauptsaison im Juli zu einer ganz spannenden Sache, da wir Land und Leute kennenlernten.
Nachmittags in Portugal angekommen, wollten wir unbedingt zur Abkühlung kurz ins Meer springen. Am ersten Strandparkplatz nach der Grenze kam der Hochsaison-Schock: Deutsche und englische Urlauber mit Mietwägen, Franzosen und Spanier mit Wohnmobilen und portugiesische Ferienurlauber lieferten sich einen Kampf um die Parkplätze in Strandnähe. Willkommen an der Algarve in der Hauptsaison! Hier war es doch ziemlich überfüllt.
Ein Reisetag mit bitterem Beigeschmack
Für unser Empfinden war das viel zu viel Trubel. Kurz entschlossen sind wir noch Abends direkt bis Lagos durchgefahren, in der Hoffnung dass dort weniger Rummel ist. Nachts am Wohnmobilstellplatz angekommen, der bereits komplett besetzt war, suchten wir uns dort eine ruhige Ecke.
Es folgte wortwörtlich böses Erwachen: Um 7 Uhr Morgens wurden wir rausgeklopft. Es war Markt – ein Markstand sollte genau in dieser Ecke aufgebaut werden. Also umgeparkt – bis uns kurz darauf wiederum ein Bagger vertrieb. Der Tag nahm einen entsprechenden Verlauf. Zuletzt war noch ein Reifen unseres Fahrrads platt. Leider gibt es auch solche Tage auf einem Road-Trip, das wollen wir nicht verschweigen.
Das schönste an Lagos war für uns: Ein Gemüsemarkt an der Straße. In Portugal gibt es viele Kleinbauern und daher reichlich frisches Obst und Gemüse. Das vermissten wir in Südspanien sehr, denn da bekamen wir die gesunden Ballaststoffe oftmals nur in Plastik eingeschweißt im Supermarkt.
Gegen Mittag hatte es über 40 Grad. Wir flüchteten in ein klimatisiertes Einkaufszentrum zur Lagebesprechung, bei Kaffee und Kuchen. Fazit: Es gab nur eine Lösung – die paar Tage der Hitzewelle möglichst nah am Meer zu verbringen!
Vorher erstmal einen Fahrradladen suchen. Dieser Weg führte uns zufällig nach Alvor: Ein nettes Fischerdorf, mit vielen Fischrestaurants, wenigen Apartmenthäusern und einem Wohnmobilstellplatz, direkt am Strand.
Ein Kleinod gefunden
Alvor grenzt zwar an die Hochhäuser des Touristenzentrums Portimão, liegt aber dennoch abseits und idyllisch, an der Mündung eines Flusses. Der kleine Fischereihafen ist durch eine vorgelagerte Sumpf- und Dünenlandschaft geschützt: Dem Ria de Alvor Naturreservats.
Hier laden Holzstege zum Spazieren oder Radfahren ein, bis zum langen Sandstrand. An der Hafenpromenade kannst Du die Fischer beobachten. Die vielen Restaurants verführen mit frischen Fischgerichten und ziehen Abends Urlauber aus den Nachbarorten an. In Alvor wollten wir ein paar Tage entspannen und endlich in Ruhe in Portugal ankommen.
Reisen sind auch Herausforderungen
Bereits am ersten Nachmittag verdunkelte sich plötzlich der Himmel. Die Sonne hatte Mühe sich durchzukämpfen. Ein ungewöhnliches Bild. Kurz darauf fiel etwas Regen, allerdings schwarze Tropfen. Das verstörte nicht nur uns, sondern auch die Kellnerin an der Strandbar. Erst jetzt merkten wir, dass etwas nicht in Ordnung war.
Das waren der Rauch und die Asche von Waldbränden, die seit dem Vortag, ca. 20 km entfernt, in den Bergen von Monchique wüteten (wie gut, dass wir nicht hingefahren sind). So könnte man sich vielleicht die Verdunkelung nach einem Vulkanausbruch vorstellen? Es wurde daraufhin sofort kühler. Für uns war es jedenfalls unheimlich.
Einheimische und Auswanderer beruhigten uns, dass in Alvor keine Gefahr bestehe. Alle hofften dass das Feuer bald gelöscht wird. Wir vertrauten darauf und blieben.
Auf dem Wasser sind wir sicher
Ein Bootsausflug war eine willkommene Ablenkung. Das Besondere an der Algarve Küste sind die Bögen, Höhlen und ockerfarbenen Felsformationen.
Es war ein schöner Ausflug. Doch blieb die Unsicherheit, da weiterhin Rauch- und Ascheschwaden über Alvor Richtung Atlantik zogen. Der eigentlich blaue Himmel war durchgehend getrübt.
Das Feuer gerät außer Kontrolle
Am nächsten Morgen hatten wir den Rauch bereits im Wohnmobil (ab diesem Moment war lüften kontraproduktiv). Über Nacht fachte der Wind das Feuer immer neu an und brachte Asche und verbrannte Blätter. Das Feuer war außer Kontrolle geraten und näherte sich jetzt der Stadt Silves. Wir hatten großes Mitgefühl mit allen, die ihre Häuser verlassen mussten. Auch mit den 700 Feuerwehrleuten, die täglich im Einsatz waren.
Wir haben den Vorteil, dass wir jederzeit weiterfahren können. Das Problem war allerdings, dass in fast ganz Portugal absolute Waldbrandgefahr herrschte. Wo sollten wir hinfahren?
In aller Ruhe eine Zeitung besorgt und die Lage geprüft: Es gab einen kleinen grünen Fleck auf der Karte, ohne akute Waldbrandgefahr. Die Gegend um das Cabo de Sao Vicente, den südwestlichsten Punkt Europas.
Das war ohnehin unser nächstes Wunschziel. Wir waren froh sozusagen „grünes Licht“ zu haben und „vogelfrei“ zu sein.
Nach dem schwierigen Start in Portugal, ging die Reise weiter in den Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina. Ein absolutes Highlight des Road-Trips! Bilder und Erlebnisse folgen im nächsten Bericht.
Das Feuer von Monchique konnte nach über einer Woche mit Unterstützung aus Spanien gelöscht werden (über 1.300 Feuerwehrleute waren im Einsatz). Es verbrannte eine Fläche größer als der Nationalpark bayerischer Wald. Wie die Brände in Schweden, war auch dieses Feuer vom Weltall aus zu sehen: Aufnahme aus dem Weltall von Alexander Gerst
Leider war es das größte Feuer in Europa 2018.
Aus pragmatischer wissenschaftlicher Sicht sind zunehmende Hitzewellen und Feuer keine Überraschung. Wer immer noch am Klimawandel und den Folgen der massiven Verbrennung fossiler Stoffe zweifelt, sollte sich das anschauen:
Wir sind uns darüber bewusst, dass auch wir Kraftstoff verbrennen. Glücklicherweise weniger als tägliche Berufspendler. Vielleicht liegt die Zukunft im heimischen Schrebergarten, das ist jedenfalls nicht CO2 belastend.
Die Brandgefahr ist in Portugal nach wie vor sehr groß (wie in fast ganz Europa). Wir sind inzwischen in Lissabon. Es gibt noch immer täglich Brände. Wir halten uns mit dieser offiziellen Website auf dem Laufenden (und raten das auch anderen Portugal Reisenden):